Vegane Weine dank Erbseneiweiß
Bereits seit 2010 produziert Heinrich Vollmer in seinen beiden Weingütern vegane Weine, das heißt ohne den Einsatz tierischer Produkte. So trifft er den Trend zu veganer Ernährung und dem steigenden Interesse an der Produktion von Lebensmitteln.
Vegane Ernährung liegt im Trend, auf etwa 1% schätzt der Vegetarierbund Deutschland den Anteil der Veganer an der Bevölkerung, Tendenz steigend. Auf Wein wollen diese Menschen nicht verzichten, denn Wein bedeutet Genuss, Lebensqualität und gehört für viele zum „Lifestyle“ dazu.
Eiweiß ist unverzichtbar für die Klärung des Weins
„Ist Wein nicht sowieso vegan?“ – lautet eine gängige Frage, wenn über vegane Weine gesprochen wird. Heinrich Vollmer, der auf eine lange internationale Praxis zurückblicken kann, erinnert sich noch an die Zeit, als Rinderblut zum Einsatz kam. Immernoch gängig ist der Einsatz von Hühnereiweiß: „Auf ein Barrique kamen drei frische Hühnereiweiß, um dem Wein einen optischen Glanz zu geben“, erzählt er aus seiner Zeit im Burgund.
Das gebräuchlichste tierische Schönungsmittel ist heutzutage Gelatine, das zur Mostklärung und zur Klärung des Weins unmittelbar vor der Filtration eingesetzt wird; das gleiche Ziel verfolgt Milcheiweiß (Kasein). Durch die Zugabe von Eiweiß wird der Trub, also die winzigen Schwebeteilchen ausgefällt. Der Trub setzt sich ab und die Filtration fällt leichter. Auf eiweißhaltige Schönungsmittel komplett zu verzichten, ist schwierig, weil der Wein sonst trüb wäre.
Erbseneiweiß – die Alternative für tierische Präparate
Zwar sind diese Präparate im fertigen Wein kaum mehr nachweisbar, dennoch verzichten spätestens seit der Deklarationspflicht 2012 für Präparate aus Milch, Fisch und Ei viele Weingüter auf Schönungsmittel tierischen Ursprungs. „Für uns war schon viel früher klar, dass wir komplett vegan arbeiten wollen. Daher machten wir uns auf die Suche nach pflanzlichen Alternativen“, erklärt Heinrich Vollmer. Fündig wurde er mit einem Präparat aus Erbseneiweiß, das bereits 2005 EU-weit im Weinrecht Zulassung fand. Aus Rücksicht auf Allergiker wird auf das ebenso zugelassene Weizenprotein verzichtet; an Hefe- und Kartoffelproteinen wird derzeit geforscht.
Pflanzliche Schönung ist teuer, aber ihren Preis wert
Zwar musste er zunächst einige Erfahrung sammeln, da sich das Erbseneiweiß von den vorherigen Mitteln in der Anwendung unterscheidet: „Anders als Gelatine löst sich das Erbseneiweiß nur in warmer Flüssigkeit, daher müssen wir im Keller immer einen kleinen Teil des Weins erwärmen“. Außerdem ist das Erbseneiweiß wesentlich teurer. 2015, nach dem sechsten Jahrgang mit ausschließlich pflanzlichen Produkten ist sich Heinrich Vollmer nun sicher, dass das Ergebnis mindestens ebenso gut ist. Deshalb ist es Heinrich Vollmer den höheren Preis wert zugunsten eines veganen Produkts. Dies gilt übrigens nicht nur für die Weine aus der Pfalz sondern auch für die argentinische Bodega.
„Veganer Wein“ im Handel erklärungsbedürftig
Im Handel besteht derzeit noch wenig Interesse an veganen Weinen. „Sie sind einfach zu erklärungsbedürftig und werfen zunächst viele Fragen bei den Verbrauchern auf“, hat Heinrich Vollmer festgestellt. Daher verzichtet er auch auf eine Zertifizierung. Gerne möchte er aber das Thema den eigenen Kunden erklären, denn das Interesse an der Herkunft und der Produktionsweise von Lebensmitteln wächst und der Trend zu veganer Ernährung ungebrochen.
Egal, was die Zukunft bringt – Heinrich Vollmer ist wie schon in Entwicklungen der letzten Jahrzehnte eine Nasenlänge voraus und kann schon jetzt viel Erfahrung in der Produktion veganer Weine vorbringen.
Foto: pixelio / uschidreiucker